Das Labyrinth (Total Control)
von David Baldacci
Wie gut kennst du deinen Ehemann?
Während einer Besprechung erfährt die Wirtschaftsanwältin Sidney Archer, dass ihr Mann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sein soll. An Bord der Maschine waren der Präsident des amerikanischen Zentralbankrates – und anscheinend auch Sidneys Mann Jason, ein aufstrebender Computer-Experte. Noch während die junge Frau versucht, das Unfassbare zu verarbeiten, teilt ihr Jasons Chef seinen Verdacht mit, ihr Mann habe sich mit firmeninternen Informationen zur Konkurrenz abgesetzt. Sidney will die Wahrheit wissen und findet Unterstützung bei Lee Sawyer, einem FBI-Agenten, der den Flugzeugabsturz untersucht. War die Ursache des Unglücks Sabotage? Und wenn ja, wer sollte das Opfer sein: Der Bankenchef – oder Jason, dessen Leben ein einziges Geheimnis zu sein scheint …
Ich habe schon viele Thriller in der Hand gehabt, nicht nur von David Baldacci. Aber bislang hat mir keiner so sehr den Nerv geraubt, wie das vorliegende Buch. Zu Beginn erscheint die Handlung recht einfach und überschaubar. Aber Baldacci versteht es, durch kleine, fiese Zwischenfragen den Blickpunkt in eine andere Richtung zu lenken. Irgendwann fasst man sich an den Kopf und fragt sich, wie sieht es denn jetzt mit der Rollenverteilung aus? Ok, der “Gute” ist klar zu erkennen, aber in dem Roman gibt es nicht nur eine “gute” Person. Und genau das ist es, was diesen Roman auszeichnet. Wir verfolgen die Schritte der guten Person, verkörpert durch den FBI-Agenten, wundern uns aber immer wieder, dass er scheinbar nicht voran kommt. Man kann förmlich den Frust der gut gezeichneten Person spüren. Schritt für Schritt nähert er sich der Lösung. Aber es dauert. Und manchmal ist er dem Ziel ziemlich nahe, so glaubt er (und auch Sie), aber dann muss er den ganzen Weg wieder zurück gehen und eine andere Richtung einschlagen. Aber keine Bange, Sie werden sich nicht über seine Unfähigkeit ärgern, denn Sie kennen ebenso wenig das wirkliche Ziel. Wie gesagt, langsam kommt er seinem Ziel näher und dabei benutzt er auch gelegentlich mal seine Ellenbogen. Und Sie werden es ihm (vielleicht politisch nicht ganz korrekt) nachsehen. Sie wollen ja schliesslich auch endlich wissen, was denn hier nun Sache ist.
Ein unfreiwilliger Lacher erster Klasse verbirgt sich auch in dem Roman. Aber der ist nicht dem Autor zuzuschreiben, sondern wohl eher dem amerikanischen Rechtssystem. Nach einer wirklich heftigen Schiesserei mit reichlich danieder liegenden Körpern rennt der “böse Bube” davon, verfolgt vom FBI-Agenten, der verständlicherweise ganz schön angefressen ist. Der Held stellt den “bösen Buben”, ein kleines Wortgefecht folgt, die Schuldfrage wird schnell und eindeutig geklärt. Und dann der Brüller: “Lies mir meine Rechte vor, Du Arxxxloch und lass mich in Ruhe”. Ich konnte mich kaum halten vor Lachen. Gar kein Zweifel, der Roman hat mir in so mancher Nacht den Schlaf geraubt. Einerseits, weil ich einfach weiter lesen musste. Andererseits, kam unweigerlich der Zeitpunkt, da musste ich das Buch doch zur Seite legen.