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SuchendeSeele

- Meine Reise zum Ich

“Komm Puter” wir machen Freundschaft

"Komm Puter" wir machen Freundschaft

Die Geschichte, wie ich mir anzumaßen begann, der Technik das Fürchten zu lehren….

Zugegeben, ich bin ein “Fossil”, aber das hat nur sekundär mit meiner Geschichte zu tun. Früher, also ich meine ganz früher, als ich noch zur Schule ging, da war alles anders, da gab es für uns nur den guten alten C64 – das „Non plus Ultra“ in Sachen Technik. Wir lernten im Informatikunterricht bei einem Lehrer, der selbst keinen blassen Dunst hatte, die Grundlagen von Basic

Das war für uns eine Gaudi … man konnte noch selbständig Endlosschleifen in die Schulprogramme einbauen etc. und das Gerät nahm einem so schnell nichts übel … haste mal was verkehrt eingegeben, tat sich halt nix.

 

Aufpassen musste man eigentlich nur auf die „Flopies“, die vor magnetischem Einfluss und zu rabiater Handhabung zu schützen waren.

 

Internet und WorldWideWeb waren noch Fremdworte für den Ottonormalverbraucher. Hach was waren die Zeiten noch schön.

 

Aber diese Ära ging zu Ende – wie so vieles im Leben – und es kamen die ersten PC’s auf den Markt …Ich wollte auch – mutig wie ich war- einen haben. C64 war ja leicht, dann kann das mit dem PC nicht so schwer sein, so dachte ich … oh wie naiv ich doch war.

Als also 1997 der für mich bezahlbare PC bei Aldi verkauft wurde, war ich eine der ersten, die sich für den Sturm auf die Filialen anstellte. Als stolze Besitzerin eines PC Sets kam ich nach Hause.

 

Es ging ans Auspacken und Aufbauen – eine echte Herausforderung für einen Technikchaoten wie mich. Mit drei kleinen Kindern im Schlepptau, Null Konzentration, einer Beschreibung, für die man studiert haben musste und jeder Menge Platzschwierigkeiten, aber einem Selbstvertrauen das seines Gleichen suchte, ging ich ans Werk. Das wäre doch gelacht, wenn ich mich davon unterkriegen lassen würde.

 

Die Teile waren schnell ausgepackt doch was ich mir mühsam geordnet hatte, brachten mir die Kinder wieder durcheinander. Klar! „ Mama wir helfen dir doch nur“,  schallte es im Chor … ich war dem Verzweifeln nah und konnte ihnen noch nicht mal böse sein … sie wussten ja nix von meinen technischen linken Händen.

Wenn ja diese dämliche, vermaledeite Beschreibung wenigstens Bilder gehabt hätte. Nun gut … alles auf Anfang … Kinder ins Kinderzimmer Mama brauch Ruhe …. Mist jetzt ist es zu ruhig,  was stellen die jetzt schon wieder an? …

 

Hilfe … kann mir denn keiner das Mistding aufbauen? Alle Teile neu sortieren … nachschauen ob alles da ist … Wo sind die Kabel? Oh nein da fehlen welche! Kinder wo habt ihr die Kabel hin?

 

In der Beschreibung steht a muss mit b verbunden werden, mit was denn? Kabelbinder? Jemine vier Stunden und ich habe es immer noch nicht geschafft. Doch die Rettung naht.

 

Es klingelt … Mein Bruder … den frag ich, der kann das! Und er konnte. Kurz darauf funktionierte mein PC- Set und ich konnte loslegen. Aber außer An- und Ausschalten hatte ich nix begriffen, aber schon mal rein gar nichts.

 

Dann flatterte Werbung ins Haus von der Volkshochschule … Titelzeile: 

 

Sie haben einen Computer – sie können nicht damit umgehen? Wir haben die Lösung. 

 

Ich schnurstracks hin … mich angemeldet … Ha jetzt zeig ich es allen! 

Computerkurs für Anfänger! Wir stellen uns erst einmal alle vor, 35 Leute mit Name, Alter und warum wir da sind. Ich war die Jüngste mit 27 und nannte mein Anliegen. Die Antwort darauf kam prompt und gab meinem Selbstbewusstsein den Rest. Die Seniorin unter uns (sie war 72 und machte den Kurs, um für ihre Enkel die Memoiren zu schreiben) machte mich vor versammelter Mannschaft einen Kopf kürzer, frei nach dem Motto was mir denn einfallen würde. Ich hätte in der Schule besser aufpassen sollen, dann bräuchte ich hier nicht sitzen. Ich war sprachlos ….

 

Nachdem sich denn nun nach 1 ½ Stunden alle vorgestellt hatten und sämtliche Formalitäten erledigt waren, wurden wir im Computerraum (Ja sowas gab es da schon) auf die 12 Computer aufgeteilt.  Voll krass die Jüngste, sprich ich, und die Älteste, sprich jene Frau, die mich so runtergemacht hat, und ein etwas „dösbaddeliger“ älterer Herr, der nur versuchte in meinen Ausschnitt zu sehen, und ein noch etwas älterer Herr, der ständig einschlief, an einem Gerät. Schlimmer konnte es nicht kommen, so dachte ich. 

Aber 1. Denke nie gedacht zu haben und 2. Kann es immer noch schlimmer kommen.

Und so war es denn auch … in Form von unserer Kursleiterin!

Die Dame war garantiert – da schwöre ich sämtliche Eide – die Vorlage der Fräulein Rottenmeier in den Heidi Filmen – die gleiche Frisur, die gleichen Klamotten und das gleiche Benehmen. Hilfe… ich will hier raus! Aber kneifen gibt’s nicht. 

Ich war keinen Meter weiter…. Tolle Wurst.

 

Mit neuem Eifer ging es wieder zur VHS … jetzt endlich würde ich lernen, wie ich meinen Rechner zu bedienen hatte…

 

Weit gefehlt, das musste ich mir abschminken … wir gingen in ein Klassenzimmer. Dort warteten auf uns Gruppentische (keine Ahnung was das sollte). Letztendlich lernten wir tatsächlich was an dem Morgen, nämlich einen PC zusammen zu bauen – von richtig war da aber nicht die Rede…

 

Schön brav nach Anweisung von „Rotti“ nimmt einer aus der Gruppe das Kabel, das gleiche, welches sie hochhält, der nächste das Teil, wo das Kabel rein sollte usw…

 

„Krassomatiko“… da standen schlussendlich zwölf zusammengebaute PCs auf den Tischen … Das hat geklappt, dachten wir alle; böser Fehler …

 

Pc’s angeschaltet Endresultat:

 

Hauptsicherung der VHS geschrottet, VHS eine Woche lahmgelegt …

 

Wir sind Helden!!!

 

Mir blieb erst einmal nichts Andres übrig, zuzuschauen, wie meine Kinder schon mal ein Spiel auf meinem PC spielen konnten, während ich noch immer verzweifelt versuchte, das Teil zu begreifen. Irgendwann …machte ich mir selber Mut… irgendwann kannste das. 

 

Jetzt saß ich da mit meinem PC und traute mich nicht, irgendetwas auszuprobieren, weil ich Angst hatte, etwas kaputt zu machen. „Windows95“ „DOS“, „WORD“ und „Excel“ waren für mich Böhmische Dörfer und ich heillos überfordert.

 

Aber wenn man denkt es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Ich wurde zur Schriftführerin in einem heimischen Verein gewählt und siehe da, der Kassierer gab mir Nachhilfe in Sachen PC. Sein Sohn konnte nach meinem PC schauen, wenn denn doch mal was nicht funktionierte und alle waren glücklich … vor allem ich. Das sollte nicht lange anhalten ….

 

Mein Ältester bekam zu seinem Geburtstag ein Spiel von Kelloggs geschenkt, das er sich gewünscht hatte. Ich also hingesetzt die Diskette in den Rechner das Spiel installieren …. Bis zum in den Rechner schieben kam ich noch, dann wurde der Bildschirm erst schwarz und dann kam endlos … Zeile für Zeile …. der Kellogg – Schriftzug.

Nichts ging mehr … zwei Stunden später habe ich genervt den Stecker gezogen und versucht meine PC-Profi an die Strippe zu kriegen. An dem Abend blieb es bei dem Versuch und ich war gezwungen die Vereinspost mit der Schreibmaschine zu tippen …

 

Dank Kellogg hatte ich mir meine erste Festplatte „geschreddert“ … Immerhin hatte die Sache auch noch sein Gutes. Ich habe an Kellogg geschrieben, dass auf der Spielebeschreibung statt Installationsanleitung doch besser Anleitung zum Zerstören einer Festplatte stehen sollte. Reaktion: Das Spiel wurde vom Markt genommen, ich bekam eine neue Festplatte und mein Sohn das Geld für das Spiel. Wir waren davon dann alle Eis essen. Das Spiel hängt heute als ewig warnendes Beispiel bei mir zu Hause an der Wand neben dem Schreibtisch.

Nun nahm der Wahnsinn endgültig seinen Lauf …

 

Ich hatte in der Werbung was vom Internet gehört. Toll dachte ich das ist meine Chance. Meinem Bruder davon erzählt, dass ich jetzt auch ins Internet gehe. Der fing erst einmal schallend an zu lachen.

 

Für das Web brauchst Du ein Modem … so die Aussage meines Bruders … alles klar, ein was? Und was bitte ist ein Web? Er erklärte mir, was es mit so einem Teil auf sich hat und wo man es bekommt … cool. Wir also los zu meinem Telefonanbieter (alleine hätte ich das nie auf die Reihe gekriegt)… ein Modem war schnell meins … Zugangsdaten hatte ich auch ziemlich zeitnah (10 Tage) wow …

 

Das Teil anschließen sollte laut der bebilderten Beschreibung auch funktionieren…. Denkste!

 

Aus Erfahrung wird man klug … manchmal … deshalb nahm ich das Projekt „Modem anschließen“ erst in Angriff, als die Kinder im Bett waren und ich somit eine potentielle Störquelle eliminiert hatte.

 

Meine beiden linken Hände und die Technik in Einklang zu bringen – allein die Vorstellung schien mir absurd. Aber „shit happens“ da musste ich jetzt durch, wollte ich das Wunderwerk Internet nutzen.

 

Ich also nach meinem üblichen Muster alles ausgepackt, die Beschreibung großflächig verteilt, mir eine Kanne Kaffee zurechtgestellt und los ging der Budenzauber.

 

Anhand  der großzügigen Bilder in der Beschreibung habe ich ein Teil nach dem anderen miteinander verbunden. Boah, was war ich stolz, es sah genauso aus, wie bei dem Profi, der die Beschreibung fabriziert hat …. Ich kam zur letzten Seite, dachte ich bin fertig, weil keine Teile mehr zum zusammenbauen und verbinden … und  NEIIIIIN …. Es fehlte ….Der Splitter!!!!

 

Das stand da, allen Ernstes ohne Bild. Was zum Henker ist ein Splitter? Wo soll ich das Teil, was auch immer das ist, um die Uhrzeit (22.00 Uhr)hernehmen? Spinnen die denn jetzt ganz, warum ist, was auch immer da fehlt, nicht dabei? Ich hab sämtliche Kistchen, Schachteln, Tüten etc. noch einmal abgesucht … NIX! Da war nix und da würde auch nie nicht etwas sein! Und nun? Alles wieder einpacken und nochmal zum Anbieter fahren? Doch jemanden kommen lassen, der mir das fertigmacht? Jetzt packte mich der Ehrgeiz … Zugeben, dass ich an der Technik gescheitert bin? Mir vor Fremden so die Blöße geben? Niemals!!!

 

Da das zu der Zeit mit dem Einkaufen noch so eine Sache für sich war, Ladenschlusszeiten 9 -18.00 Uhr lange Samstage gingen maximal bis 14.00 Uhr, musste ich mich ganz schön sputen, um meinen Kampfgeist zu befriedigen. Die Kinder wurden ins Auto verfrachtet und los ging es ins Einkaufszentrum. Ich würde nicht ohne Splitter nach Hause kommen, hatte ich mir geschworen. Nach Stunden der Suche und fast dem Aufgeben nahe, stand ich im Telekom-Laden. Die Leute kannten mich nicht … mein Glück! Also ich mutiger als ich war zum dem Angestellten hin und frech nach einem Splitter gefragt. Der mir dann einen von Pferd erzählt, und X Modelle angepriesen …  Die Kinder wurden quengelig und ich mich musste mich schnell entscheiden.

 

Naja auf jeden Fall hatte ich am Ende meinen Splitter (unverschämt teuer bezahlt) … bin weil ich so happy war mit den Kindern noch ein Eis essen gegangen und dann nach Hause gefahren.

 

Nachdem meine Rangen ins Bett verfrachtet waren, legte ich los. Meine Zugangsdaten parat gelegt  und den vermaledeiten Splitter angeschlossen …

 

Alle Schalter auf „Power“ gestellt und mich gefreut … endlich würde ich das Internet unsicher machen können. Da ich ein sehr ungeduldiges Menschenkind bin, wurde meine Ausdauer durchzuhalten auf eine sehr harte Probe gestellt.

 

Nach ewig langem Ausprobieren, Umstecken, wieder neu starten und Fluchen, wie ein Kesselflicker,  war ich denn doch irgendwann drin (Da können alle staunen – ganz alleine und ohne Hilfe!!!) und war super neugierig, was mich erwartet.

 

Im Laufe der nächsten zwei Jahre lernte ich erstaunlicher Weise meinen PC immer besser kennen, ohne allzu große Katastrophen auszulösen und mich im Internet zu bewegen. Das war ja alles ganz schön und gut da, aber es brachte es irgendwie nicht so richtig. „Chatten“ war das neue Zauberwort. Sich mit anderen virtuell austauschen. Große Auswahlmöglichkeiten gab es Gott sei Dank oder leider noch nicht. Das änderte sich mit der Zeit und die Möglichkeiten im Internet wuchsen immens.

 

Es sollte sich herausstellen das dies die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm in meinem Technikleben darstellte. Ich ahnte nicht mit welchen Turbulenzen ich die nächsten Wochen und Monate würde lernen müssen umzugehen.

 

Innerhalb weniger Tage gaben mein Videorekorder, meine Waschmaschine und mein Fernseher den Geist auf. Ich stellte mich der Herausforderung mit den neuen Geräten umgehen zu lernen und brachte es auch relativ gut zu Stande.

 

Nachdem ich denn in dem Sommer auch meine Wohnung renoviert hatte, sollte der Computer vom Schlafzimmer in die Küche umziehen…

 

Da hatte ich mir was vorgenommen…

 

Den PC hatte ich schnell auseinander genommen, alle Teile in die Küche bugsiert, den PC-Tisch aufgebaut und mich auch von meinen Kindern nicht ablenken lassen. Die größte Hürde – das Neuverlegen der Leitungen – meisterte ich mit Bravour, dachte ich. Hätte ich meinen PC in aufgebautem Zustand mal lieber fotografiert.

 

Beim Zusammenbauen und Verbinden der einzelnen Komponenten kam nämlich, was kommen musste. Mein verminderter Technik-IQ spielte mir mal wieder jede Menge Streiche. Aber der Reihe nach …

 

Der Monitor fand seinen angestammten Platz, war ja auch wichtig da so groß und so schwer. Die beiden Kabel konnte ich auch noch anschließen, wo sie hingehörten, das war an sich schon mal eine Leistung. Das Stromkabel für den Rechner hab ich scheinbar auch richtig eingesteckt. Und jetzt kam der erste Bock den ich geschossen habe …

 

Maus und Tastatur prompt verwechselt  logisch wäre ja auch zu einfach gewesen, alles richtig zu machen. Beim Hochfahren beschwerte sich dann auch sofort der PC mit zig Warnpiepsern. Also nochmal ausmachen und richtig anschließen. Das passte dann schließlich und endlich auch alles. Und nun zur Herausforderung des heutigen Umräumabenteuers das Anschließen und Verbinden meines PCs mit dem Modem….

 

Also Kabel eins gehört in Buchse zwei, wenn ich das richtig in Erinnerung behalten hatte. Kabel zwei in Buchse eins … und wo verdammt ist dann das Kabel für die dritte Buchse? Hmm, ich krempel meine Ärmel hoch und mache mich auf die Suche, weit kann es ja nicht sein … nach zwanzig Minuten gebe ich entnervt auf. Ich brauche erst einmal einen Kaffee und eine Zigarette  und viel Abstand von meinem PC. Ich mit dem Kaffee, den Zigaretten und den Kindern raus in den Garten  und am Schimpfen über mich selber und mein „Blondsein“.

 

Mein Großer stellt sich vor mich und fragt mich mit einer Unschuldsmiene: Mama was suchst du denn eigentlich? Etwa das Kabel, das in der Telefonbuchse steckt?

 

Nee jetzt… sag dass das nicht wahr ist. Da suche ich bald 1 ½ Stunden dieses dämliche Kabel, stelle das ganze Haus auf den Kopf, verdächtige meine Kinder fälschlicher Weise und  dann habe ich es selber in der Telefonbuchse stecken lassen. Oh Mann, Alzheimer lässt grüßen.

 

Als ich abends dann wieder die drei ins Bett verfrachtet hatte, wurde das letzte Kabel angeschlossen, alle Knöpfe auf Power gestellt und ab ging es ins Internet…

 

Juhu es funktionierte, ich bin richtig gut …also so manchmal, nicht immer…

 

Ich wurde immer mutiger im Umgang mit dem PC und dem Internet. Da es zu diesem Zeitpunkt noch  keine externe Festplatten gab, die internen Festplatten nicht größer als 500 MB Speicherkapazität hatten, dachte ich aufgrund der angefallenen Daten, ich könnte eine zweite Festplatte dringend gebrauchen…

 

Ahnung hatte ich ja gar keine, aber dumm war ich nicht. Ich also meinen Kumpel angerufen (mittlerweile mein PC-Fachmann für alle Fälle) und mit ihm drüber gesprochen. Gut, dass ich diesen Weg gewählt hatte, ich hab mir dadurch immerhin Geld gespart. Er kam zu mir, bracht eine zweite Festplatte mit und zeigte mir, wie man sowas einbaut. Cool ich hatte was gelernt, meinte ich ….

 

Es sollte sich herausstellen, dass das gelernte in meinem kleinen Gehirn keinen dauerhaften Speicherplatz gefunden hat, aber davon später.

 

Erst einmal war ich stolz wie Bolle … Ich hatte das mit dem Internet hinbekommen, meinen PC verstand ich jetzt auch fast im Schlaf , das Chatten machte einen heiden Spaß und auch in der restlichen Technikwelt meines Haushaltes kam ich spielend zurecht … noch!

 

Es ging alles gut bis zwei Tage nach meinem Geburtstag. Mein Mittlerer musste uns an diesem Tag unbedingt vormachen, wie man Mamas Mikrowelle sprengt.

 

Ich war ob seiner Kreativität schier begeistert „Ironiemodus aus“. Er nahm den Topf (Metalltopf mit Glasdeckel) in dem die Spaghetti vom Vorabend drin waren und stellte ihn in die Mikrowelle. Drehte den Timer auf 5 Minuten … ich war im Garten Wäsche aufhängen. Es tat den Schlag … es flog Glas und die ganze Küche war verqualmt … Der Glasdeckel lag in tausend Teilen mitsamt der Mikrowellentür in meiner Küche, die Griffe vom Topf waren verkohlt. Es stank bestialisch …Die Mikrowelle war hin, der Topf auch und meine Küche glich einem Schlachtfeld ….

Ich tat, was man als Mutter niemals tun sollte, ich parkte meine Kinder vor dem PC. Legte ein Spiel ein und machte mich daran das Schlachtfeld zu beseitigen und erst einmal zu Lüften. Vielleicht hätte ich die Reihenfolge anders machen sollen, vielleicht wäre mir dann viel eher aufgefallen, dass noch etwas anderes in meiner Küche qualmt. Innerhalb weniger Minuten erklärten sich mein Monitor und mein PC mit der Mikrowelle solidarisch und fingen an zu brennen…. Dank meines Nachbarn brannte meine Küche nicht aus … er hatte den Brand schnell gelöscht … gut der Mann eine echte Bereicherung für die freiwillige Feuerwehr.

 

Jetzt stand ich da  mit meinem Talent – ohne PC und ohne Monitor … Geld war auch keins da und mein Gehirn wusste auch keine Lösung… Naja erst mal musste ich meine Küche ein weiteres Mal renovieren vielleicht fiel mir dabei ja was ein … so manchmal überkommen mich ja Geistesblitze und die Hoffnung stirbt bekanntlich ganz zuletzt.

 

Ich also dran gemacht die Küche neu tapeziert … dabei bekam ich tatkräftige Unterstützung und so kam es dass beim Tapeteneinkleistern über verbrannte PCs und Monitore diskutiert wurde … abends stand dann auf meinem zum Schreibtisch umfunktionierten alten Esstisch  ein neuer Monitor … und fünf alte ausgemusterte PCs.

 

Mein Tapezierhelfer hatte den Spruch gebracht, wenn Du dir keinen neuen PC kaufen kannst, bauste Dir halt einen … ich helfe Dir auch dabei. Er wusste nicht, was er sich da vorgenommen hat…. Ich einen PC bauen … schon klar! Ausgerechnet ich …. Haha selten so gelacht.

 

Mein Tapezierhelfer meinte es ernst … sehr ernst … er stand also den nächsten Morgen bei mir vor der Tür bewaffnet mit haufenweise Kabeln und einer Kiste mit diversen Einzelteilen mit so netten Bezeichnungen wie Motherboard, Grafikkarte, Soundkarte und strahlte mich an …. Bei seiner Frage ob ich fit sei und dem Anblick der Mitbringsel wurde mir flau im Magen. Meine Kinder waren bei Oma und Opa und so hatte ich keine Ausrede, um mich dem Projekt PC Bauen zu entziehen. Ich also die Kaffeemaschine in Gang geschmissen, weil ohne Kaffee läuft schon mal gar nichts und schon gar nicht mein Gehirn und mich innerhalb von Minuten seelisch und moralisch damit abzufinden, dass ich nun vor der größten Herausforderung meines Lebens stehen würde.

 

Also frisch ans Werk, wenn ich auch von „Tuten und Blasen“ keine Ahnung hatte. Zuerst einmal bekam ich eine Unterweisung in die verschiedenen Gehäusetypen. Mir schwirrte schon nach zehn Minuten der Kopf und mein Gehirn gab Rauchzeichen von sich. Aber letztendlich waren mir die Begriffe von Desktop- und Towergehäuse und deren Vor- bzw. Nachteile einigermaßen begreiflich. Das es selbst bei den Gehäusekategorien noch diverse Unterschiede gab, wurde mir erst später nur allzu deutlich bewußt.

 

Nachdem ich mich denn für ein Towergehäuse für meinen ersten selbstgebauten PC entschieden hatte, ging es daran mir das passende „Motherboard“ aus der mitgebrachten Kiste herauszufischen. „Motherboard … schon klar ….ist bitte was? Ach die Hauptplatine des PCs … ich hatte was gelernt… dachte ich. Aber ein Sprichwort sagt: Denke nie gedacht zu haben, denn das Denken der Gedanken ist gedankenloses Denken.

 

Mein PC-Fuzzi sagte also zu mir: „Such schon mal ein passendes Mainboard raus ich hole mal schnell was zu rauchen für mich.“ Und verschwand. Ich schaute ihm ziemlich verduzzt hinterher. Was bitte ist jetzt schon wieder ein Mainboard? Boah, spinnt der, mich hier mit Begriffen zu bombardieren, die böhmische Dörfer für mich sind und mich dann im Stich zu lassen? Na zumindest hatte er mir die richtige Kiste hingestellt, also konnte ich mir an zehn Fingern ausmalen, dass ich eine Hauptplatine raussuchen sollte. Nach welchen Kriterien ich das allerdings tun sollte, war mir voll und ganz schleierhaft. Ich also ganz Frau nahm die erstbeste aus der Kiste heraus und legte sie zu meinem ausgesuchten Gehäuse auf den Tisch. Dann ging ich auch erst mal eine Zigarette rauchen, weil Technik und technisches Denken ist ja harte Arbeit zumindest für mich.

 

Stefan kam zurück, betrachtete sich die Hauptplatine und mein Gehäuse und fing schallend an zu lachen. „Ich wusste ja, dass Du keine Ahnung hast von nichts, aber dass du so gehirnblond bist, war mir neu.“ So entstand der Begriff „gehirnblond“ in meinem Wortschatz. Ich grollte innerlich. Was hatte ich denn nun schon wieder falsch gemacht? Naja, ich hätte vielleicht vor dem PC bauen bzw. dem Versuch meine Brille besser putzen und ein Maßband zurechtlegen sollen. Oder einfach nur mal die Augen besser aufmachen, dann wäre mir sicher aufgefallen, dass die Platine niemals in das ausgesuchte Gehäuse hineingepasst hätte. Sie war schlicht und ergreifend für meinen Tower zu groß.

 

Stefan begriff schnell, dass wir so nicht an meinen PC gelangen würden und sagte „Stopp, aufhören. Du machst ja mehr kaputt als ganz.“ Ich freute mich wie ein Kind auf Weihnachten, denn ich würde aus der Nummer rauskommen. Weit gefehlt, Stefan zog die ganze Aktion nämlich anders auf, als ich mir das erhofft hatte. Nachdem wir bis hierher schon fast zwei Stunden damit zugebracht  hatten, meine technischen Nichtfähigkeiten unter Beweis zu stellen, bestellte er kurzerhand erst einmal Pizza für uns und machte sich dann daran, die diversen Mitbringsel selber zu sichten. Kurze Zeit später lagen alle benötigten Teile parat, die Pizza kam und wir aßen erst einmal – für mein Gehirn die verdiente Pause.

 

Nachdem wir uns also gestärkt und unserer Nikotinsucht bekämpft hatten ging es ans Werk. Stefan gab mir die einzelnen Teile sagte und oder zeigte mir wo ich sie wie einbauen sollte, und überwachte jeden meiner Handgriffe akribisch.

 

Frei nach dem Motto „Vertrauen ist bei Dir gut – Kontrolle ist einfach besser und nötig!“ Wir brauchten auf diese Art und Weise sage und schreibe das ganze Wochenende um den PC fertig zu stellen, aber wir stellten ihn fertig und welch Wunder er funktionierte sogar. Ich war stolz ohne Ende auf mich und meine Leistung … meine Hände hatten das Teil gebaut …. Ok Stefans Anleitung und Gehirn aber eben meine Hände. Jetzt stand dem Chat- und Internetvergnügen nichts mehr im Weg …. Pustekuchen.

Stefan kam auf die Irrsinnsidee, dass meine Kinder einen eigenen Spielecomputer brauchen könnten. Ich würde sowas ja jetzt können und Teile hätte ich ja auch genug, also sollte ich mal schön machen … am Freitag würde er sich denn meine Erfolge anschauen kommen. Aber wie heißt es so schön eine Schwalbe macht eben noch lange keinen Sommer oder Marions Gehirn blieb irgendwie die ganze Zeit im Sparmodus. Irgendwann gab ich es auf und legte das Projekt “Spielecomputer bauen” auf Eis.

Es war nicht seine letzte Idee für mich, im Laufe der Jahre folgten derer noch viele mit ähnlichem Verlauf.

2 Kommentare

  1. Ich war ja schon von Deinem Satire-Blog begeistert, aber die Geschichte herrlich. Ich hab mich an meine Anfänge mit Pc, Internet und Co. erinnert. Wenn Du so weitermachst krieg ich nur vom Lachen ein Waschbrettbauch.
    Danke der lachende Lars

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