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Drachen in der Naturwissenschaft

Drachen

in den Naturwissenschaften

Auch frühe Wissenschaftler beschäftigten sich mit Drachen. Islamische Astrologen und Astronomen glaubten, Drachen seien für die Mond- und Sonnenfinsternis am Firmament verantwortlich. In den sogenannten “Bestiarien” beschrieben die Autoren die Welt, wie sie sie vorfanden. So umfangreich wie möglich wurde das Reich der Steine, Pflanzen und Tiere geschildert. Als existent galt alles, wofür es eine Bezeichnung gab.

 

Realität im Mittelalter bemaß sich zuweilen nach anderen Maßstäben als heute – im Vordergrund der mittelalterlichen Beschreibungen stand nicht die Frage, ob Drachen überhaupt existiert hatten, sondern ihre Bedeutung im Hinblick auf die christliche Lehre.

Eine Synthese antiker und christlicher Traditionen ist in den Ansichten der mittelalterlichen Gelehrten über den Drachen zu beobachten. Bereits Plinius der Ältere schrieb Teilen des Drachenkörpers eine medizinische Wirkung zu, Solinus, Isidor, Cassiodor und andere ordneten die Bestie in das Tierreich ein. Die mittelalterlichen Naturforscher waren, angesichts der Fülle biblischer Belegstellen, erst recht von der realen Existenz der Untiere überzeugt.

 

„Mit Ausnahme seines Fettes ist nichts von seinem Fleische und den Knochen für Heilzwecke verwendbar“, schrieb Hildegard von Bingen in ihrer Naturlehre. Von Drachen wurde geglaubt, dass sie etwa aus den Leibern erschlagener Menschen auf Schlachtfeldern entstehen konnten, ähnlich wie etwa Maden aus Tierkadavern „entstehen“.

 

Detaillierte Systematiken der verschiedenen Drachenarten stellten die Forscher der Frühen Neuzeit auf: Conrad Gessner in seinem Schlangenbuch von 1587, Athanasius Kircher im Mundus Subterraneus von 1665 oder Ulisse Aldrovandi in dem Werk „Serpentum et Draconum historia“ von 1640.

 

Bis weit in die Neuzeit blieben Drachen ein Teil der belebten Natur, für deren Existenz es auch scheinbar Beweise gab. Für frühe naturwissenschaftliche Sammlungen und Naturalienkabinette erwarben die Gelehrten Fundstücke aus fernen Ländern, die aus getrockneten Rochen, Krokodilen, Fledermäusen und Echsen zusammengestellt waren – im heutigen Sinne Fälschungen, im Verständnis der frühneuzeitlichen Gelehrtenkultur „Rekonstruktionen“, die die Entdeckung eines „echten“ Drachen lediglich vorwegnahmen.

 

Noch Zedlers Universal-Lexikon meinte, der Drache sei:

„[…] eine ungeheure grosse Schlange, die sich in abgelegenen Wüsteneyen, Bergen und Stein-Klüfften aufzuhalten pfleget, und Menschen und Vieh grossen Schaden zufüget. Man findet ihrer vielerley Gestalten und Arten; denn etliche sind geflügelt, andere nicht; etliche haben zwey, andere vier Füsse, Kopff und Schwantz aber ist Schlangen-Art.“

 

Erst die modernen Naturwissenschaften im 17. Jahrhundert verwarfen die meisten dieser Vorstellungen, es gab aber auch früh schon kritische Stimmen. Bereits Bernhard von Clairvaux lehnte es ab, an Drachen zu glauben, und Albertus Magnus hielt die Berichte über fliegende, feuerspeiende Wesen für Beobachtungen von Kometen.

 

Die Alchemie verwendete den Drachen lediglich als Symbol: Ouroboros, der sich in den eigenen Schwanz beißt und allmählich selbst auffrisst, stand für die Prima materia, den Ausgangsstoff zur Herstellung des Steins der Weisen. Die moderne Zoologie schloss den Drachen seit Carl von Linné aus ihrer Systematik aus, doch außerhalb des streng wissenschaftlichen Diskurses blieb er weitaus hartnäckiger „real“ als viele andere mythologische Wesen. Die Jagd nach Saurier-Drachen war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein ernsthaft betriebenes Geschäft.

 

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die neue Wissenschaft der Paläontologie die Saurier entdeckte, erhielt der Drachenmythos eine neue Facette. Christen erklärten sich die fossilen Funde als Überreste vorsintflutlicher Tiere, die auf der Arche keinen Platz gefunden hätten.

 

Doch auch die tatsächliche Existenz der riesigen Ungeheuer, von denen die Bibel spricht, schien bewiesen. 1840 erschien The book of the great sea Dragons. Sein Autor, der Fossiliensammler Thomas Hawkins, setzte die biblischen Meeresdrachen mit dem Ichthyosaurus und dem Plesiosaurus gleich; das Vorbild für den geflügelten Drachen fand er im Pterodaktylus.

 

Wenn aber die Saurier lange genug überlebt haben, um als Drachen Eingang in mythische Erzählungen zu finden, dann könnten sie in der Gegenwart immer noch existieren, so der folgerichtige Schluss. Die Suche nach rezenten Riesenechsen wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum ernsthaften Geschäft, beflügelt nicht zuletzt durch den großen Erfolg von Arthur Conan Doyles Roman The Lost World von 1912.

 

Während die Paläontologie also dazu beitrug, den Drachenglauben zu festigen und in die Moderne zu übertragen, wirkte der alte Mythos auch in die umgekehrte Richtung. Die frühen Modelle und Illustrationen der Saurier, allen voran die populären Darstellungen des Briten Benjamin Waterhouse Hawkins, waren ebenso wie die heutigen auf Interpretationen der Funde angewiesen, und die traditionelle Vorstellung des Drachen ging in diese Deutungen ein.

 

So soll Hawkins für seine Rekonstruktion eines Flugsauriers eigens den 1847 ausgegrabenen Pterodactylus giganteus ausgewählt haben, der mit einer Flügelweite von 4,90 Metern der Drachenvorstellung nahekam. Der damals bekanntere, bereits von Georges Cuvier beschriebene Pterodactylus war dagegen kaum größer als ein Spatz.

 

Eine Reihe von Theorien versucht, die Entstehung der Drachenfigur auf reale Naturerscheinungen zurückzuführen. Obwohl in seriöser Forschung schon früh abgelehnt, wird bis heute in pseudo- und populärwissenschaftlichen Darstellungen die Frage erörtert, ob und unter welchen Umständen bei Menschen eine Erinnerung an lebende Saurier entstanden sein könnte.

 

Auch heutige Tierarten wie der indonesische Komodowaran oder die ebenfalls südasiatischen Arten des Gemeinen Flugdrachen und der Kragenechse werden als Ursprung des Drachenmythos diskutiert, und die – wissenschaftlich allerdings nicht anerkannte – Kryptozoologie betreibt die Suche nach weiteren, noch unentdeckten Tierarten, die als Vorbilder gedient haben sollen.

 

Eine andere Hypothese nimmt an, dass der Drachenmythos auf Fossilienfunde zurückzuführen sei. Zwar haben in Höhlen gefundene Skelettreste vorzeitlicher Tiere, etwa von Höhlenbären und Wollnashörnern, nachweislich einzelne Drachensagen beeinflusst, den Mythos selbst können die Fossilienfunde aber nicht erklären.

 

Die moderne Naturwissenschaft beschäftigt sich nicht mehr mit Drachen als möglichen Lebewesen innerhalb der biologischen Systematik. Im Stadtmuseum Jena allerdings wird in Zusammenhang mit den Sieben Wundern ein draco ausgestellt.

Psychoanalyse

 

In der von Carl Gustav Jung (1875–1961) gegründeten Analytischen Psychologie gilt der Drache als Ausprägung des negativen Aspekts des sogenannten Mutterarchetyps. Er symbolisiert den Aspekt der zerstörenden und verschlingenden Mutter.

 

Soweit der Drache erlegt werden muss, um die Hand einer Prinzessin zu gewinnen, wird er auch als Form des Schattenarchetyps interpretiert, der die in der Prinzessin personifizierte Anima gefangen hält.  Der Schattenarchetyp steht für die negativen, sozial unerwünschten und daher unterdrückten Züge der Persönlichkeit, für jenen Teil des „Ich“, der wegen gesellschaftsfeindlicher Tendenzen in das Unbewusste abgeschoben wird. Die Anima, für Jung der „Archetyp des Lebens“ schlechthin, ist eine Qualität im Unbewussten des Mannes, eine „weibliche Seite“ in seinem psychischen Apparat.

 

Nach dieser Ansicht symbolisiert der Drachenkampf also die Auseinandersetzung zwischen zwei Teilen der Persönlichkeit des Mannes.

 

Andere tiefenpsychologische und psychoanalytische Deutungen sehen im Drachen eine Verkörperung der feindlichen Kräfte, die das Selbst an seiner Befreiung hindern; eine Imago des übermächtigen Vaters, ein Symbol von Macht und Herrschaft und eine Sanktionsfigur von Tabus. Der Drachenkampf ist in psychologischer Sicht ein Symbol für den Kampf mit dem Bösen in und außerhalb der eigenen Person.

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