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Maßnahmen zum Schutz des Wanderfalken

Maßnahmen zum Schutz des Wanderfalken

 

Als in den 1950er bis 70er-Jahren die Bestände des Wanderfalken in Deutschland und gleichzeitig auf der ganzen Nordhalbkugel zusammenbrachen, schien das Schicksal dieses Greifvogels besiegelt. Diese bedrohliche Situation, die Befürchtungen real erscheinen ließen, dass die Art vollkommen aussterben würde, führte im Natur- und Artenschutz zu sehr unterschiedlichen Schutzstrategien. Nachdem der Wanderfalke als Symbolfigur für die Gefährdung unserer Umwelt einen hohen Stellenwert erlangt hatte, gründeten sich im Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV; des späteren NABU) die Arbeitsgemeinschaften für  Wanderfalkenschutz (AGW).

 

 

Diese Organisationen versuchten die Erhaltung des Falken durch Schutz der letzten Brutpaare zu erreichen. Durch Management-Methoden hoffte man, ein endgültiges Verschwinden der Art aufhalten zu können. Es bestand die Auffassung, dass der Rückgang der Bestände in erster Linie durch illegale Aushorstungen der Falkner verursacht worden sei. Die wahren Ursachen blieben zunächst verborgen. Erst als die verheerende Wirkung bestimmter Insektizide (wie z. B. DDT) auf die Fortpflanzung verschiedener Vogelarten – so auch des Wanderfalken – aufgedeckt wurde und zum Verbot der Anwendung dieser Umweltgifte in Land- und Forstwirtschaft führte, konnten die Schutzmaßnahmen der AGW anfangen erfolgreich zu sein.

 

 

Auch der  erfolgreiche Einsatz für ein Verbot von Pestiziden und Co. Anfang der 1970er Jahre in allen westlichen Industriestaaten, hier vor allem von DDT, das aufgrund seiner toxischen Wirkung auf Wanderfalken und viele andere Greifvögel zu starken Bestandseinbußen beitrug, legte den Grundstein für die Wiederansiedlung des Akrobaten der Lüfte.  Heute sind fast alle Regionen, in denen Wanderfalken vor dem sogenannten „DDT-Crash“ heimisch waren, wieder besiedelt.

 

 

Viele Greifvogelfreunde engagieren sich mit Erfolg für den in Freiheit lebenden Wanderfalken. Mit Schutzmaßnahmen wie die Schaffung geeigneter Brutplätze an Felswänden und in Gebäuden, Bewachung der Horste – rund um die Uhr während der Brutsaison – Die Zusammenarbeit mit Falknern und Vereinbarungen mit Freizeitkletterern haben dazu beigetragen, dass nach über 50 Jahren wieder eine stabile Wanderfalkenpopulation in vielen Gebieten Deutschlands zu verzeichnen ist.

 

 

Ebenfalls beeindruckend ist der Einfallsreichtum der Falkenschützer in Bonn. Als Nilgänse den Brutkasten den Wanderfalken streitig machen wollten, versuchte man das Einflugloch durch Gitterstäbe zu verkleinern, was aber auch die Wanderfalken vertrieb. Dann wollte man schon aufgeben und der Nilgans das Feld überlassen bis eine Informatikerin aus Bonn ihre Hilfe anbot. Sie entwickelte ein Programm, das Wanderfalken und Nilgänse unterscheiden und erkennen kann. Wenn nun eine Nilgans in den Kasten fliegt, ertönen Warnschreie einer Nilgans vom Tonband und installierte Lichter leuchten blitzartig auf. Dadurch ist der Brutkasten wieder vollständig im Besitz der Wanderfalken und einer erfolgreichen Brut steht nichts mehr im Weg.

 

 

Weltweit bemüht man sich seither um die Zucht und Auswilderung von Wanderfalken so auch in Nordrhein-Westfalen (NRW). Hier gaben sich die Vogelschützer viel Mühe um seltenen Vögel. Türme und Bauwerke mit 100m Höhe und mehr bieten nicht nur schöne Aussicht, sondern auch gute Brutplätze und Schutz vor Feinden. Falco peregrinus, wie der Wanderfalke zoologisch genannt wird, hat diese Chancen genutzt. An zahlreichen Stellen im Land kann man das typische Flugbild, die sichelförmige Silhouette, wieder beobachten.

 

 

Zahlreiche Jungfalken fliegen in jedem Jahr aus. Besonders stolz ist die AG Wanderfalkenschutz auf den stetig ansteigenden Bruterfolg. In jedem Jahr veröffentlicht die AGW dazu einen Jahresbericht, der ausführlich über die eigene Arbeit und den aktuellen Wanderfalkenbestand berichtet. Die Anzahl der Felsbrutplätze für den Wanderfalken in NRW spielen heute allerdings für den Erhalt des Bestandes nur noch eine untergeordnete Rolle.

 

In den mehr als 30 Jahren seit ihrer Gründung hat die AGW den Schutz der Wanderfalken in NRW konsequent umgesetzt. Herausragend sind vor allem Anzahl und Qualität der Beobachtungen. Dutzende Falkenschützer sind damit beschäftigt die Aktivitäten am Himmel von NRW zu beobachten. Die meisten Wanderfalken können anhand der mittlerweile verwendeten Coderinge exakt zugeordnet werden.

 

 

Daten über Verpaarungen, Bruterfolg, Wanderung usw. werden systematisch ausgewertet. Fachzeitschriften veröffentlichen die Ergebnisse der AGW regelmäßig. Systematische Forschung ist Teil der wichtigen Arbeit. Woher die Falken in Nordrhein-Westfalen kommen ist eine der wichtigsten Fragen, die sich die Falkenschützer stellen. Vergleiche über frühere und heutige Giftbelastungen, sowie deren Auswirkungen werden akribisch angestellt. Die Erfassung der Bruterfolge in Ballungsräumen geben Aufschluss über die Überlebenschancen.

 

 

1965 wurde die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden-Württemberg (AGW) im NABU gegründet, mit dem Ziel, die einheimischen Wanderfalken vor dem Aussterben zu bewahren. Gleichzeitig sollten auch die Grundlagen für den Wiederaufbau einer stabilen Population erarbeitet werden. Es gab zu dieser Zeit in ganz Deutschland nur noch Restbestände einer einstmals großen Wanderfalkenpopulation. Nur noch an wenigen Felsen wurde sporadisch gebrütet oder hielten sich überhaupt Wanderfalken auf. Das Schicksal des Wanderfalken schien besiegelt!

 

 

50 Jahre nach Beginn intensiver Schutzbemühungen gibt es in Baden-Württemberg wieder eine stabile Wanderfalkenpopulation in den Felslebensräumen, aber zunehmend auch an sekundären Standorten wie Gebäuden oder neuerdings vermehrt auch an Strommasten. Die AGW versteht sich heute als Partner und Anwalt der gesamten felsbewohnenden Fauna und Flora. Über die reinen Artenschutzmaßnahmen und dem Monitoring der felsbrütenden Arten ist der Schutz der Felsbiotope heute ein zentraler Bestandteil der Aktivitäten der AGW.

 

 

Artenhilfsprogramme (AHP) in Bayern stellen fachliche Konzepte zu Schutz, Pflege und Entwicklung von Beständen bestimmter – meist gefährdeter – Arten dar. Im Rahmen eines AHP´s ist es nicht nur notwendig, den Bestand und Bruterfolg, sowie die Habitat Ansprüche der Arten zu ermitteln, sondern auch die Gefährdungsfaktoren zu analysieren. Aus den so gewonnenen Grundlagen ergeben sich Ziele, die über die Durchführung konkreter Maßnahmen erreicht werden sollen. Der Erfolg der Maßnahmen muss über Erfolgskontrollen überprüft werden. Daher ist auch das Monitoring immer ein wichtiger Bestandteil eines AHP´s.

 

 

Derzeit werden durch das LfU gezielte Maßnahmen zur Erhaltung von Weißstorch, Uhu, Wiesenweihe, Wanderfalke, Steinadler und für verschiedene Wiesenbrüterarten im Rahmen verschiedener “Artenhilfsprogramme für gefährdete Vogelarten in Bayern” durchgeführt. Die Arbeiten finden in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden und meist in enger Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz e.V. statt, der mit Hilfe hauptamtlicher Mitarbeiter, aber vor allem auch mit zahlreichen ehrenamtlich arbeitenden Privatpersonen die Betreuung vor Ort übernimmt.

 

 

In Bayern wurden Artenhilfsprogramme für Vogelarten verstärkt seit den 1980er Jahren konzipiert und durchgeführt. Von Anfang an war nicht nur der Einzelartenschutz, sondern vor allem der Schutz der Lebensräume das anvisierte Ziel. Die in den AHP´s ausgewählten Leitarten stehen jeweils für eine gesamte Lebensraumgesellschaft. Passt der Lebensraum, bleibt oder kommt die jeweilige Art meist von selbst. Die Grenzen zwischen Lebensraumschutz und Einzelartenschutz sind jedoch fließend.

 

Wichtige Voraussetzungen für den Erfolg von AHPs ist unter anderem die Beteiligung der verschiedenen Maßnahmenträger. So erfolgt die Finanzierung der AHPs in Bayern erfolgt  größtenteils durch Gelder, die das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz dem LfU zur Verfügung stellt.

 

Aber auch die frühzeitige und enge Einbindung von Grundstückseigentümern und –nutzern sowie eine gute, verständliche, bürgernahe und effektive Öffentlichkeitsarbeit sind Erfolgsgaranten für die erfolgreiche Durchführung von AHPs in Bayern. Bestes Beispiel hierfür ist das AHP-Wiesenweihe. Der große Erfolg in diesem Projekt ist in der besonders guten Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft, von Ehrenamtlern, dem Landesbund für Vogelschutz e.V. als Naturschutzverband und zuständigen Behörden begründet.

 

 

 

Der Wanderfalke war über lange Zeit eine der am stärksten gefährdeten Vogelarten Bayerns, ja sogar ganz Deutschlands, eine von den 1960er Jahren bis in weit in die 1980er Jahre akut von der Ausrottung bedrohte Greifvogelart.  

 

Der Akrobat der Lüfte steht zugleich auch für eines der erfolgreichsten Artenhilfsprogramme der Bundesrepublik:

 

In enger Zusammenarbeit von Behörden, Verbänden und hunderten ehrenamtlichen Helfern ist es gelungen, den “freien Fall” der Wanderfalkenbestände in Bayern zu bremsen, die Restbestände zu stabilisieren und über 2 1/2 Jahrzehnte intensiver Schutzbemühungen wieder auf ihr ursprüngliches Bestandsniveau zu führen.

 

Heute hat der Wanderfalke alle seine traditionellen, größtenteils über Jahrzehnte verwaisten Lebensräume in Bayern zurückerobert – ein Erfolg, von dem beim Start des Artenhilfsprogramms im Jahr 1982 niemand zu träumen gewagt hätte.

 

In großen Teilen Mitteleuropas repräsentiert der Wanderfalke als “Flaggschiffart” den Lebensraum Fels. Von seinem Schutz profitieren dort auch viele andere seltene und bedrohte Arten.

 

 

Zahlreiche Auswilderungsprogramme in vielen Regionen wurden stark gefördert. Im Zuge dieser Auswilderungsprogramme hat der Wanderfalke auch viele Städte besiedelt, Nisthilfen an „Ersatzfelsen“ wie Hochhäusern, Brücken, Kirchtürmen führten zu einem Anstieg der Wanderfalkenbruten in Städten.

 

 

Wanderfalken-Auswilderungsprojekt von Falknern in Deutschland

 

Einen vollkommen anderen Weg haben Falkner beschritten auch um ihr eigenes Image nach den verheerenden Bestandseinbußen neu aufzubauen. Der Wanderfalke war neben dem Habicht der wichtigste Beizvogel, und die Beizjagd mit dem Wanderfalken schien sich dem Aus zu nähern. So wurde der Gedanke geboren, diese Art in Menschenhand zu vermehren. Nicht nur der Erzeugung von Beizfalken sollte dieses Vorgehen dienen. Schon frühzeitig wurde darüber nachgedacht, ob es nicht möglich wäre, bei erfolgreicher Zucht die Art durch Auswilderung wieder in der Natur zu etablieren.

 

 

Im Jahre 1974 wurden in Berlin sechs junge Wanderfalken in Gefangenschaft gezüchtet. Nachdem Renz Waller 1942 zum ersten Mal Wanderfalken unter Haltungsbedingungen gezüchtet hatte, war dies nun der große Durchbruch in der regelmäßigen Zucht von Wanderfalken in Deutschland. 1977 waren es schon 22 Jungfalken, die in unseren Volieren erzeugt wurden. Diese Anzahl reichte aus, um die ersten experimentellen Auswilderungen durchzuführen. Diese verliefen erfolgreich.

 

 

Das Wanderfalkenzuchtprojekt wurde zum Forschungsprojekt an der Freien Universität Berlin (FU). Im folgenden Jahr wurde auf Initiative der Staatlichen Vogelschutzwarte Frankfurt und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Falkenorden (DFO) und der Freien Universität Berlin (FU) das erste Wanderfalken-Auswilderungs-Projekt in Nordhessen ins Leben gerufen.

 

 

Obwohl sich die Bestände landesweit erfreulich entwickelt haben, kommt es leider wieder vermehrt zu illegalen Verfolgungen, sodass die Art weiterhin auf Schutzmaßnahmen (Management der bestehenden Nistkästen, Schutz der Brutplätze) angewiesen ist. Auch eine aufklärende Öffentlichkeitsarbeit kann beim Schutz von Greifvögeln helfen. Die Brutplätze der Wanderfalken mussten und müssen seit den 60-er Jahren gegen illegale Aushorstungen bewacht werden.

 

Die Vielzahl an Daten bzw. Auswertungen fördert auch alte und neue Probleme zu Tage. So haben intensive Beobachtungen und landesweite Bruterfolgs-Statistiken eine erschreckende Wahrheit offenbart. Kaum sind die Wanderfalken-Bestände auf dem Weg der Besserung, suchen skrupellose Nesträuber sich wieder zu bereichern.

 

Mitarbeiter der AGW wurden Zeugen, wie “Aushorster” in Bergsteigermontur sich an die Horste heran machten. In anderen Fällen konnten nur noch Spuren gesichert werden. Die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz hat in den letzten Jahren gemeinsam mit Ermittlungsbehörden und Gerichten viel Engagement in den Kampf gegen diesen alt bekannten Dämon investiert.

 

Noch mehr Sorge machen den Wanderfalkenschützern die zunehmenden Fälle illegaler Greifvogelverfolgung, denen auch Wanderfalken zum Opfer fallen.

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