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SuchendeSeele

- Meine Reise zum Ich

Bernard Mac Laverty *Annas Lied

Annas Lied

von Bernard Mac Laverty

 

Nach Jahren der Abwesenheit tritt Catherine die schwere Heimreise in ihre nordirische Heimatstadt an. Der Vater ist gestorben. Obwohl ihrer Familie völlig entfremdet, werden die Empfindungen übermächtig. Catherine erinnert sich, als kleines Mädchen an der Hand des Vaters über die Hügel der Stadt wandernd, an die mächtigen, dumpfen Trommelschläge des verhassten Oranier-Ordens, und den seltsamen Zauber, den diese urtümlichen, feinst gewobenen Rhythmen auf sie ausübten.

 

Möglicherweise war es dies Getrommel, das in der kleinen Catherine zum ersten Mal den Wunsch entstehen ließ, Musikerin zu werden. Die Eltern steckten sie in den Klavierunterricht zur schrulligen Miss Bingham, der sie nun, wie so vielen anderen Gesichtern aus der Vergangenheit, bei der Grablegung ihres Vaters wieder begegnet. Catherine ist inzwischen eine anerkannte Komponistin. Und steht vor der schier unlösbaren Aufgabe, ihrer erzreligiösen Mutter zu beichten, dass sie eine Tochter, Anna, bekommen hat. Kaum, dass Catherine ihren Frieden mit der Mutter gemacht hat, stellen sich neue Probleme. Ihre Beziehung zerbricht. Schließlich aber ist es die Liebe zu ihrer Tochter, die sie ihr bisher größtes Werk, eine Sinfonie, Annas Lied, erschaffen lässt. Catherine ist frei.

 

Bernard MacLaverty gelingt ein Kunstgriff: Neben allem Lokalkolorit, IRA-Scheußlichkeiten und irischen Käuzen holt er Catherine immer näher an uns heran, läßt uns an ihren innersten Gedanken teilhaben, erspart uns auch Indiskretes nicht (keine hohen Erwartungen, bitte) und schafft es so, eine junge Frau aus Fleisch und Blut im Leser erstehen zu lassen. Seltsam, man beginnt, sich in diese melancholische, intelligente, suchende Catherine zu verlieben. Respekt, Herr Autor! Alles in diesem Buch gerinnt zu Tönen. Gott sei Dank auch konsumierbar für den Nichtmusiker; MacLaverty quält uns nicht mit allzu fachspezifischen Begriffen.

 

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